Donnerstag, 4. November 2010

Was ich gerade lese: “Das Amt und die Vergangenheit”

Ich bin ein begeisterter Leser und verschlinge jedes Buch, das ich in die Finger bekomme. Deshalb wird es hier in regelmäßigen Abständen Einträge unter der Rubrik “Was ich gerade lese” geben, in denen ich kurze Rezensionen oder Kommentare zu Büchern schreibe, die ich
aktuell lese oder gelesen habe. Eröffnen möchte ich diese Kategorie also heute mit dem zeithistorischen Buch “Das Amt und die Vergangenheit” von Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann. Es handelt sich hierbei um eine 880 Seiten starke Studie, die mit dem Mythos, das Auswärtige Amt sei in den Jahren von 1933 bis 1945 ein Hort des Widerstands und der Unschuld gewesen, aufräumt. Ein internationales Team von Historikern bekam 2005 den Auftrag, die Rolle des Auswärtigen Amtes während der Nazizeit und vor allem die in den meisten Fällen nicht vorhandenen Konsequenzen für viele ehemalige Nazidiplomaten nach der Gründung der Bundesrepublik unter die Lupe zu nehmen. Dabei stellte sich heraus, dass das Auswärtige Amt zu Hitlers Zeiten mehr als bisher angenommen - und von den Verantwortlichen zugegeben - involviert und aktiv beteiligt war an der systematischen Verfolgung und Ausrottung europäischer Juden. Doch nur wenige der damals beteiligten Personen wurden je zur Rechenschaft gezogen. Dieses Buch ist also ein wichtiges Werk, das mit einem verklärten und geschönten Kapitel der deutschen Geschichtsschreibung hart ins Gericht geht und Fakten klarstellt - eine aufschlussreiche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, deren Wichtigkeit auch Politiker wie Frank Walter Steinmeier und Guido Westerwelle mit Prädikaten wie “Buch des Jahres” und “Pflichtlektüre” betonten.

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